Ling Tung University
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt junge Designer auf der ganzen Welt: Diese Generation von Gestaltern möchte das Bewusstsein schärfen, indem sie Probleme visuell übersetzt und begreifbar macht. So auch Zhuo-Rong Li, Yu-Lun Chen, Dai-Jin Li, Hsin-Ning Kuo und Jing-Xiu Hu, die an der Ling Tung University studieren und sich in einer dreidimensionalen Umsetzung dem Mikroplastik in unseren Nahrungsmitteln widmeten.
Interview mit Ling Tung University
Red Dot: Mit „Plastic in our Food“ setzten Sie ein drängendes Umweltproblem haptisch um. Wie näherten Sie sich diesem Thema an?
Ling Tung University: Im Zentrum stand die Frage, wie wir die Öffentlichkeit für die Plastik-Problematik sensibilisieren könnten. Die Umsetzung musste einen Bezug zum Leben der Menschen herstellen, der Aufmerksamkeit erregt. So gingen die visuellen Überlegungen schnell in Richtung „Plastifizierung von Lebensmitteln“.
Wie viel Forschung war im Vorfeld notwendig?
Um die Ausbreitung von Mikroplastik zu verstehen, gingen wir zunächst in die Flüsse Zentral-Taiwans, um die Situation vor Ort zu untersuchen, und studierten dann die Gefahren, die Plastikmüll verursachen kann. Durch einschlägige Forschungsdaten fanden wir heraus, in welchem Maß Mikroplastik in Lebensmittel eindringt. Nach weiterer Analyse der Daten wählten wir schließlich 20 geeignete Nahrungsmittel aus, um das Problem der Plastifizierung zu beleuchten.
Ist Umweltschutz ein Thema, das Sie derzeit am meisten beschäftigt?
Ja. Umweltfragen sind uns sehr wichtig. Dabei handelt es sich unserer Meinung nach aber nicht um singuläre Themen, sondern um eine umfassende Überlebenskrise, die durch globale soziale und wirtschaftliche Probleme sowie den Klimawandel verursacht wird. Die Menschen sind sich der Gefahr zwar bewusst, aber sie verstehen die Dringlichkeit nicht und sind nicht bereit, dafür zu bezahlen. Als junge Designer hoffen wir, an alle Menschen in der Welt appellieren zu können, den Fragen der Nachhaltigkeit Aufmerksamkeit zu schenken und Maßnahmen zu ergreifen.
Welche Rolle spielt dabei eine zugängliche Visualisierung?
Daten sind nackte Fakten. Die Menschen verstehen sie, aber sie lösen nicht den nötigen Impuls aus, um Maßnahmen zu ergreifen. Daher nutzen wir unser visuelles Denken, um das Problem der Mikroplastik-Verschmutzung in einer dreidimensionalen und damit verständlichen Form darzustellen. Dies erleichtert den Menschen die Interpretation.
In der Arbeit gehen Grafik- und Produktdesign fast ineinander über. Lösen sich die Grenzen zwischen den Designdisziplinen mehr und mehr auf?
Wir glauben, dass man sich bei sozialen Themen darauf konzentrieren sollte, über die Art des Problems nachzudenken, und dann das bestmögliche Medium für die Visualisierung einer Lösung wählen sollte. Nicht die Form steht im Vordergrund, sondern die Art und Weise einer effektiven Kommunikation. So kann sich Grafikdesign organischer entwickeln und mit anderen Designdisziplinen wie Produkt- oder Ausstellungsdesign verschmelzen. Dies wird die künftige Entwicklung des Grafikdesigns fördern und zu mehr Kreativität und Vielfalt führen.