Joachim H. Faust
Joachim H. Faust studierte an der RWTH Aachen sowie mit einem DAAD-Stipendium an der Texas A&M University in den USA. Er erwarb die Abschlüsse Dipl.-Ing. Architektur und Master of Architecture erlangte. Er war u. a. als Design Architect für Skidmore, Owings & Merrill in Houston, Texas, und New York tätig sowie für KPF Kohn, Pedersen, Fox/Eggers Group. 1987 übernahm Joachim H. Faust die Leitung des HPP-Büros in Frankfurt am Main, ab 1997 führte er die HPP-Gruppe am Hauptsitz Düsseldorf als geschäftsführender Gesellschafter. Mit 400 Mitarbeitern bietet HPP Stadtbereichsplanung, Architektur, Innenarchitektur, Generalplanung und Projektsteuerung in insgesamt acht Büros in Deutschland an. International ist HPP in Shanghai und Istanbul mit eigenen Gesellschaften vertreten. Joachim H. Faust begleitete die Expansion in China strategisch. 2013 wurde er in die Reformkommission „Bau von Großprojekten“ der Deutschen Bundesregierung berufen. Er ist zudem als Autor tätig und hält Vorträge zu Fachthemen der Architektur und Innenarchitektur.
Red Dot im Interview mit Joachim H. Faust
Red Dot: Architektur ist ...?
Joachim H. Faust: … Ausdruck der Kultur einer Gesellschaft. Der architektonische Gestaltungsprozess unterliegt ökonomischen, sozialen, ökologischen und menschlichen Bedürfnissen und Werten, die mit unterschiedlichstem Gewicht Einfluss nehmen. Als neueste Tendenz mit steigender Wertigkeit sehen wir die Ideen der zirkulären Wirtschaft, wonach Bauprodukte und -materialien ausschließlich nach ihrer Wiederverwertbarkeit und Umweltverträglichkeit ausgewählt werden.
Was zeichnet deutsche Städte aus?
Deutsche Städte haben ihre historische Maßstäblichkeit und öffentlichen Räume weitestgehend erhalten. Dies bedeutet einen großen menschlichen Wert, der Lebensqualität sichert. Gerade in unserer schnelllebigen, flüchtigen Welt, in der fast alles im digitalen Fluss ist, schaffen städtebauliche Räume, Plätze, Straßen und Bauwerke Festigkeit für unsere Orientierung und Erinnerung.
Welches Produkt möchten Sie im Alltag nicht missen?
Meine Armbanduhr. Mit einem Knopfdruck wird die Zeit angehalten. „Le temps suspendu“!
Wie wirkt sich die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit in der Architektur aus?
Die Bauindustrie und damit die Architekten, die Bauwerke entwerfen, sind in hohem Maße gefordert, radikale Veränderungen in ihrer Branche herbeizuführen. Der Klimawandel erfordert eine sofortige Reduktion klimaschädlicher Emissionen insbesondere durch das Bauwesen. Die Herstellung, also die Bereitstellung von Baumaterialien, das Bauen selbst und der Betrieb unserer Bauwerke ist für ca. 50 Prozent der klimaschädlichen Emissionen weltweit verantwortlich. Wenn die Temperatur der Welt im Jahresmittel um 2 Grad Celsius steigt, werden große Temperaturbelastungen, Dürren und Wassermangel die Lebensbedingungen für viele Menschen unerträglich machen. Die Folge ist Migration in noch nicht gekanntem Ausmaß. Nur ein emissionsfreier Betrieb von bestehenden und neuen Bauwerken sowie deren Herstellung durch die Verwendung von emissionsfrei produzierten Baumaterialien kann ein wirkungsvoller Beitrag zur Reduzierung der Auswirkungen des Klimawandels sein.